Der Geist Wicht.
Am Tage vor Matth. Apost. 1533 wurde Johann Ehlers lebendig verbrannt.
Er bekannte:
1) Von Einem zur Neuenburg die Zauberei gelernt zu haben, wie er ein Geist "Wichtchen" laden müßte. Der wäre von einem totgeborenen Kinde und flöge in der Luft zwischen Himmel und Erde. Denselbigen Geist solle er laden, und wenn er ausbliebe, sich ihm mit Leib und Seele ergeben; dann würde er gewißlich kommen. Bei der Ladung habe er sich folgender Formel bedient:
"Nu sitte ick hier unde wachte un wet nich, weß ick wachte. Nu sende my de Vader und de Söhne un de hillige Geest dat allerschönste, hilligste Wicht, dat tuschen Himmel unde Erdrike is, my sichtliken unde wahrliken to myn Gesichte, Allent, wat ick von öhm begehrend bin, thowetende, sunder jenigerley Weg, sunder jenigerley Vergeltung. Nu beschwere ick Dy by söven doetbahren Seelen, nu beschwere ick Dy by söven Altaren, nu beschwere ick Dy by alle Gades Hilligen, by alle Gades Frunden; noch beschwere ick Dy by aller Gades Wunden, by Maria, der reinen Magd, dat Du tho my kamen bist."
Dann fragte er das Wicht, was er zu wissen begehrt und erhält seine Antwort. Darauf sagt er noch ferner:
"Nu segne Dy de Vader un de Söhne un de hillige Geest, dat Du my hefst Bescheet gegeven Allent dat ick von Dy begehrent waß. Nu benedye ick Dy mit dem Vader u. dem Söhne u. dem hilligen Geeste."
2) Hätte er vom Wichtchen gelernt, den Kühen die Milch wieder zu bringen, auf folgende Art, daß er in einen Topf legen müßte 3 stählerne Nadeln, im Namen des Teufels und im Namen dessen, dem das Melken benommen. Dann müßten die, welche es benommen, von selbst kommen.
3) Wann Einer krank war, der nicht zu ihm, und zu dem auch er nicht kommen konnte, und derselbe nur Haar von seinem Haupte und die Nägel von Daumen und beiden Vorderfingern der rechten Hand schickte, so fragte er das Wichtchen, welches ihm die Wahrheit sagte.
4) Er gestand, von einem Todtenknochen aus dem Galgen, von Steinen und Krautern, in Allem aus neun Dingen, einen Trank gemacht und Vielen eingegeben zu haben.
5) Hätte ihm Einer beigebracht, zu erforschen, wenn Einer krank oder ihm etwas entwendet wäre. Man nehme soviel Kieselsteine, als Personen in Verdacht stehen, schreibe darauf eines Jeden Namen, nehme dieselben in derer und des Teufels Namen und mache sie in Feuer glühend heiß. Dann sollte er sie herausnehmen und in einen Winkel legen. Selbiges müsse geschehen sein am Freitag Abend und nicht eher als Sonntag vor Sonnenaufgang weggenommen werden. Wenn die Steine dann in kaltes Wasser gelegt würden, zischte des Schuldigen Stein und gebe einen Rauch von sich. Solches hätte er oft versucht.
6) Wenn man Einen bezaubern wolle, müsse es geschehen am Sonntag
Morgen vor Sonnenaufgang; man müsse alsdann einen Drath spinnen,
verkehrt aus dem Grosse in tausend Teufel Namen, und machen neun Knoten
darein. Dabei müsse man den Namen desjenigen gebrauchen, welchem
es soll angethan werden.
Quelle: Friedrich Wagenfeld, Bremen's Volkssagen, Bremen 1845, Zweiter Band, Nr. 17