SAGEN VON ST. REMBERTUS
Als die Normannen auf ihren Raubzügen auch in Friesland einfielen und gegen Norwiede (jetzt Norden genannt) vorrückten, um dasselbe zu plündern und zu zerstören, beredete der Bischof Rembertus (865-888), welcher sich gerade in jener Gegend befand, die Friesen, dem gefürchteten Feinde kühnlich entgegen zu gehen. Durch seine Aufforderung ermuthigt, fielen die Christen über die gelandeten Raubschaaren her und machten zehntausend dreihundert und sieben und siebzig Normannen nieder. Auch von den Übrigen, welche ihr Heil in der Flucht suchten, kamen noch viele um beim Uebergang über die Flüsse.
Dies, durch Rembert bewirkte, Wunder blieb noch nach Jahrhunderten bei den Friesen in gutem Andenken; der Hügel, auf welchem der Heilige während der Schlacht im Gebet stand, ist mit ewig grünendem Rasen bekleidet, und auf dem einem Steine sind besondere Zeichen eingehauen, um die Geschichte zu verewigen.
Auch besaß der heilige Mann die Macht, Verstorbene wieder von den Todten zu erwecken, wie er denn auch sonst mancherlei Wunder that. So soll er bei einer stürmischen Ueberfahrt nach Schweden durch sein Gebet das brausende Meer beschwichtigt, auch bald hernach einen Blinden durch die Firmelung sehend gemacht haben. Auch befreite er eines Königs Sohn von einem unsaubern Geiste, unter dem Beistand verschiedener anderer Bischofe. Der Geist schrie bei dieser Gelegenheit zum Öftern aus dem Munde des Besessenen, daß Rembertus der einzige unter ihnen wäre, der sein Amt würdig verwalte, und der zu seiner Qual gekommen sei. Dieser Fürst war vermuthlich des Königs Ludwig Sohn, Karl, welcher in den letzten Jahren des Erzbischofs Rembert der Regierung entsetzt wurde und seines Bruders Sohn, Arnulph zum Nachfolger erhielt. Der Vorfall selbst aber ereignete sich in Frankfurt.
Rembertus war sanft und mitleidig. Seine Hauptsorge war, den Armen Almosen zu geben und Gefangene aus der Sklaverei los zu kaufen. Als er einstmals in die Gegend von Schleswig kam, wo er den neubekehrten Dänen eine Kirche erbaut hatte, bemerkte er eine große Mengen von gefesselten Christensclaven. Da sprengte er ihre Fesseln durch sein Gebet, gab, um sie los zu kaufen, in Ermangelung des Geldes, sein Pferd dahin, und kehrte zu Fuß nach Hamburg zurück.
Nicht minder merkwürdig ist es, daß er die Seele eines verstorbenen Priesters, welcher ihm in einem Gesichte erschien und ihn um seinen Beistand anflehte, durch vierzigtägiges Fasten bei Wasser und Brot aus dem Fegefeuer erlösete.
Als er endlich wegen Alter und Schwachheit seinem Amte nicht mehr vorstehen konnte, nahm er den Adelgar zum Gehülfen. Nach seinem Tode wurde er, seiner Verordnung zufolge, außerhalb der Kirche des heiligen Petrus an der Ostseite begraben.
Quelle: Friedrich Wagenfeld, Bremen's Volkssagen,
Bremen 1845, Erster Band, Nr. 22