Der Brauerknechte Heldentum
In alten Zeiten soll einmal unsere gute Stadt
plötzlich von einer Menge Bauern aus der Umgegend überfallen
worden sein. Die meisten Bürger waren gerade auf Heerfahrt draußen,
und die Zurückgebliebenen konnten dem ungestümen Andrängen
der tollen Bauern nicht widerstehen. Schon hatten die Bauern das Millerntor
erstürmt und überstiegen und wollten mit wüstem Gebrüll
raubhungrig in die Stadt dringen, da warf sich ihnen eine nicht gar große
Schar von Männern entgegen.
Das waren die Hamburger
Brauerknechte, junge, kräftige Burschen, handfest und knochenstark,
die hatten sich aufgemacht, um die schwer bedrängte Vaterstadt zu
retten. Sie trugen lange Stangen oder Knüppel und andere derbe Wehren
in den Fäusten. Damit begannen sie ingrimmig auf die Bauern loszuhauen
und unter dem lauten Ruf: "Buur stah! Buur stah!" jeder seinen
Gegner so gewaltig niederzuschmettern, daß die überraschten
Bauern wirklich stehenblieben und nicht weiter vordringen konnten. Ob
sie nun auch versuchten standzuhalten, so gelang es ihnen doch nicht;
denn die Brauerknechte ließen nicht ab mit Zuschlagen. Wer von den
Bauern nicht liegenblieb, der blieb auch nicht länger stehen, sondern
floh eilends aus dem kaum überrumpelten Tore hinaus ins Freie. So
haben die Brauerknechte glorreich gesiegt und große Ehre und herrliche
Vorteile bei ihren Mitbürgern ob ihres Heldentums davongetragen.
Die Stelle, wo sie so rühmlich gestritten und die Stadt gerettet,
hat man zum Andenken an ihre Tat nach ihrem Feldgeschrei "Burstah"
benannt.
Quelle: Niederdeutsche Sagen. Deutsches Lesewerk. Hamburg 1960. S. 29