Erzbischof Hoger.
(909-915.)
Nach des Erzbischof
Adalgar's Tode im Jahre 909 folgte ihm sein bisheriger Gehülfe Hoger,
ein vormaliger Mönch aus den Kloster Corvey. Papst Sergius schickte
ihm das Paliium und König Ludwig das Kind, der letzte Karolinger,
den Hirtenstab. Sein Regiment dauerte nicht lange und fiel in eine unglückliche
Zeit, in der das arme Sachsenland von den Verheerungen der Dänen
und Slaven einerseits, wie der Ungarn und Böhmen andrerseits entsetzlich
zu leiden hatte. Namentlich wurde der Hamburgische Sprengel von den Slaven
furchtbar heimgesucht.
Erzbischof Hoger war ein frommer, reiner Mann; mit großer Strenge
überwachte er die Geistlichkeit, zur Aufrechterhaltung guter Kirchenzucht.
Und wie er deshalb oft die Klöster und Stifter besuchte, so eilte
er auch, wenn er sich zu Hamburg aufhielt, gar häufig mitten in der
Nacht nach Ramsola (Ramelslo), wo er zur Zeit der Frühmetten ankam,
um zu erforschen, ob auch die Klosterbrüder dieselben nach der Regel
feierten. Mit Eifer sorgte er, sich selbst und die Seinigen im Glauben
wie in der Liebe und in guten Werken stark zu erhalten, damit er dereinst
sprechen könne: "Siehe, Herr, hie bin ich und die Kinder, die
du mir gegeben hast."
Er starb zu Bremen Ao. 915 und wurde daselbst in der St. Michaelis-Kirche
bestattet. Und als man 125 Jahre darauf die Begräbnißkapelle
abbrach und das Grab öffnete, fand man außer den Kreuzen des
Palliums und dem Kopfkissen nichts von den sterblichen Ueberresten des
Erzbischofs. Und dies wurde gedeutet, daß mit dem frommen Hoger,
wie einst mit Johannes dem Täufer geschehen sein soll, bereits die
Wiederauferstehung vollführt sei.
Die Sage aber von
Hoger's nächtlichen Fahrten nach Ramelslo hat sich noch lange unter
den Hirten und Bauern der dortigen Gegend erhalten; und wenn dort, wo
das alte Kloster des heiligen Anscharius bis vor Kurzem noch als protestantisches
Herren-Stift bestand, in stiller Nachtzeit ein plötzlicher Windstoß
über die Haide und durch die Bäume fährt, oder sonst ein
ungewöhnliches Getöse sich regt, so sagen die Leute: "de
olle Bischop kumpt, dat Stift to visiteren."
Quelle: Otto Beneke, Hamburgische Geschichten
und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 3