Ein glückliches Kriegsjahr der Hamburger.
(1420.)
"Zur Zeit als
König Erich von Dänemark sich noch heftig mit den Herzogen zu
Schleswig und Grafen zu Holstein befehdete, und die Hamburger selbigen
ihren Beistand zugesagt hatten, rüsteten sie auf eigene Faust und
Abentheuer 12 große Schiffe aus, die bemannten sie stark und ließen
sie in See laufen, allwo ihnen die große Dänische Flotte begegnete.
Die Hamburger, ob sie wohl nicht gleich stark waren, griffen doch die
Dänen mit freiem Gemüthe an, und segelten ihnen gleich anfangs
drei Schiffe in den Grund mit Allem, was darinnen war. Mit den übrigen
hielten sie ein blutig Treffen und überwanden sie. Der Mehrentheil
von den Dänen ward erschlagen, die ändern gefangen; viele lös'ten
sich unterwegs, die wurden an den Eilanden ausgesetzt; und noch 120 brachten
sie heim nach Hamburg, denen schätzten sie ein großes Lösegeld
ab." So berichtet eine alte Chronik zum Jahre 1420, ohne die Namen
der tapfern Anführer zu nennen.
In demselben Jahre
waren die Hamburgischen Waffen auch zu Lande siegreich. Herzog Erich von
Sachsen-Lauenburg hegte in seinem Lande viele Straßenräuber,
die Hamburgs und Lübecks Handel empfindlich schadeten. Nach vergeblichen
Verhandlungen mit dem Herzoge und nach erklärter offener Fehde ließen
beide Städte marschiren. Unter den Bürgermeistern Jordan Pleskow
von Lübeck und Henrich Hoyer von Hamburg kamen 3000 Mann zu Fuß
und 800 Reiter vor Bergedorf, den hauptsächlichen Aufenthalt der
Raubgesellen. Das Städtchen, das damals Bergerdorp hieß, wurde
nach kurzem Kampfe genommen und niedergebrannt. Die stark befestigte Burg
leistete dagegen mehr Widerstand. Vier Tage lang wurde sie belagert, berannt
und mit Büchsen und Steingeschossen vergeblich bestürmt. Ein
heimlicher Weg, welcher von der Burg aus unter den Wassergräben ins
Freie führte (um der Besatzung nothfalls die Flucht zu sichern),
wurde entdeckt und besetzt. Dann am fünften Tage brachten die Städter
Stroh, Pechtonnen, Salpeter und Pulver unter die Außenwerke, und
zündeten solche Dinge an. Während nun dadurch ein Theil der
Wälle verwüstet wurde und die Besatzung des Qualms wegen sich
in die innere Burg zurückziehen mußte, erstiegen die Städter
die Wälle, und zwangen die Besatzung zur Uebergabe, worauf die Bürgermeister
die Fahnen und Standarten beider Städte von der eroberten Veste wehen
ließen. Sodann eroberten sie auch die Riepenburg an der Elbe, und
die Burg zu Kuddevörde, welche letztere sie sofort schleiften. Und
noch weiter würden die Hamburger und Lübecker ihren Krieg gegen
die Raubschlösser fortgesetzt haben, wenn nicht die benachbarten
Fürsten um Waffenstillstand gebeten hätten. Zu Perleberg wurde
dann der Frieden vermittelt, und den Städten die eroberten Vesten
Bergedorf und Riepenburg, sammt den dazu gehörigen Vier-Landen: Curslak,
Alten- und Neuen-Gamme und Kirchwärder, eigenthümlich zugesprochen.
Also sind Hamburg und Lübeck in den Besitz des beiderstädtischen
Amts Bergedorf genkommen und haben es bis 1867 gemeinsam regiert. Dann
aber ist es bekanntlich unter die alleinige Hoheit Hamburgs gekommen.
Das Archiv zu Hamburg
bewahrt noch eine Menge Soldquittungen, ausgestellt von den Führern
der einzelnen Reitergeschwader, welche für sich und ihre Mitreiter
Dank sagen den ehrsamen Rathmannen und Bürgern Hamburgs für
empfangenen Sold und Vergütung während beider Kriegszüge
gegen die Dänen wie gegen die Lauenburger. Alle diese Anführer
nennen sich Knappen, aus bekannten Adelsgeschlechtern, z. B. v. Alten,
v. Holzhausen, v. Dorneck, v. Oeynhausen, v. Münchhausen, v. Deckbergen,
v. Frese, v. Klenck. Cord von dem Bussche war Rittmeister, Dietrich v.
Lütten führte vor Bergedorf unser Banner und Hermann von Itzendorp
führte das Stadtbanner im Dänischen Kriege.
Quelle: Otto Beneke, Hamburgische Geschichten
und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 48