Graf Adolf IV. als Mönch.
(1239-1261.)
Als nun Alles vollbracht
war, was Graf Adolf noch zur Erfüllung seines weltlichen Berufes
nothwendig fand, da that er noch zum Beschluß, ehe er ins Kloster
ging, einen ritterlichen Kriegszug nach den Ufern der Düna, um den
Deutschen Schwert-Rittern in ihrer Bedrängniß beizustehen (1238).
Dann aber, heimgekehrt, nahm er Abschied von aller irdischen Pracht und
Herrlichkeit, von Fürstenthum und Ritterehre, von Macht und Ansehen,
sogar von Haus und Hof, von Weib und Kind. Manch großer Herr in
damaliger Zeit, dem das Gelübde einer bangen Stunde zu erfüllen
lästig wurde, ließ sich von dem päpstlichen Schlüssel,
der auch König Waldemar's Eid gelöset, der Last entbinden, und
glaubte durch sonstige gute Werke sein Versprechen zu erfüllen. Aber
das Schauenburger Geschlecht hielt von jeher unverbrüchlich am Wort
und Gelöbniß. Und seine Gemahlin folgte seinem Beispiel und
wählte das Klosterleben.
Seinen Söhnen
Johann I. und Gerhard I. (den Grafen Hans und Gerd, wie die Holsteinischen
Volkssagen sie nennen) übergab er im Sommer 1239 seine Lande zur
gerechten und segensreichen Regierung. Dann, am 13. August desselben Jahres,
trat er mit zweien getreuen Rittern, Herren von Chikow, in das von ihm
gestiftete Marien-Magdalenen-Kloster zu Hamburg (in derselben Stadt, vor
deren Thoren er als Fürst und gebietender Herr gestanden), bei deren
Domstift sein Bruder Bruno die höchste geistliche Würde als
Probst bekleidete, als Laie, als dienender
Bruder ein; denn seine Demut verschmähete
es, durch die Vorzüge seiner hohen Geburt gleich die höheren
Grade eines Priesters zu erlangen. Als armer dienender Bruder der armen
Minoriten-Mönche ging er täglich vor die Häuser der Hamburger,
um Pfennige und Brodt von ihnen zu erbitten. Und als er einstmals auf
solchem Wege vom Millernthore (damals am heutigen Graskeller belegen)
über den Münchendamm (Mönkedamm) heimgehen will, da begegnet
er seinen Söhnen, die in voller fürstlicher Herrlichkeit mit
Rittergefolge beim Schmettern der Trompeten in die Stadt reiten, und natürlich
des armen Klosterbruders keine Acht haben, der doch ihr Vater ist. Und
es heißt, da habe er von einer verzeihlichen Anwandlung weltlicher
Schaam überrascht, den Topf mit Milch, den er grade getragen, unter
seinem Rocke versteckt, bis seine Söhne vorüber geritten, alsbald
aber, um sich selbst wegen der eiteln Regung zu strafen, über sein
Haupt ausgeschüttet.
So hat er sein Gelübde
treulich erfüllt, hat Almosen erbeten, um Klöster und Kirchen
zu bauen, - er hatte ja nichts mehr zu verschenken, - ist (1244) zu Fuße
nach Rom gepilgert, dann heimgekehrt, vom Bischöfe von Lübeck
zum Priester geweiht; und seine erste
Messe hat er in der Kapelle gelesen, die auf seinem vormaligen Siegesfelde
bei Bornhövede von den Franziskanern erbaut worden war; die zweite
aber in der Hamburgischen Marien-Magdalenen-Klosterkirche, und zwar in
Anwesenheit unzähliger Andächtiger, welche dieser Vorgang bis
zu Thränen rührte, wie ein alter Bericht meldet. Gestorben ist
der hochgeborene Mönch am 8. Juli 1261 zu Kiel, und in dortiger Klosterkirche
ist er bestattet vor dem Altare.
Ein altes, vielfach
in Kupfer gestochenes Klosterbild stellt ihn als Leiche, von Engeln umschwebt,
im offnen Sarge liegend dar; das härene Mönchsgewand, von dem
Strick umgürtet, deutet, mit dem Ritterhelm und fürstlichen
Wappenschilde im Hintergrunde, den ganzen Umfang seiner Größe
an.
Quelle: Otto Beneke, Hamburgische Geschichten
und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 26