Poppo, der Heidenapostel.
(Um 962.)
Um die Zeit, als
Adaldag Erzbischof war, da wurde von Hamburg aus wiederum ein Verkündiger
des Evangelii an die Dänen abgeordnet, um dasselbe unter ihnen neu
zu beleben. Hierzu war ein frommer, glaubensstarker und gottvertrauender
Priester der Hamburgischen Kirche ausersehen, Poppo geheißen. Als
dieser vor dem Dänenkönig Harald (andere nennen ihn Erich) erschien,
tadelte er denselben mit freimüthighen Worten, daß er sammt
seinem Volke vom Christenglauben seiner Väter abgefallen sei und
sich dem Dienste der Götzen und Dämonen wieder zugewendet habe.
Durch die Kraft seiner Rede zwar betroffen, forderte dennoch der König,
daß Poppo vor allem Volke durch wunderbare Zeichen die Göttlichkeit
des Christenthums bewähren solle, dann wolle er glauben. Und am nächsten
Tage, als der König das Volk an einem ihm heiligen Orte versammelt
hatte, hub Poppo mit Gottes allmächtigem Beistande und voll Begeisterung
für das Evangelium ein ungeheuer schweres Stück glühenden
Eisens auf und hielt es vor Aller Augen lange Zeit erhoben, ohne daß
es ihm die Hände im Geringsten verletzt hätte. Und obschon dies
jeden Zweifel hätte beseitigen können, so that der heilige Mann
noch ein zweites Wunder als Zeugniß für die Göttlichkeit
der Lehre, die er predigte, indem er ein mit Wachs bestrichenes Gewand
anzog und dasselbe, mitten im Kreise der Heiden, in Gottes Namen anzuzünden
befahl. Augen, Hände und Herz gen Himmel erhebend, ertrug er die
lodernden Flammen, die über seinem Haupte zusammenschlugen, so geduldig,
daß er, nachdem sein Gewand zu Asche gebrannt, mit freudigem und
liebreichem Blick und Wort bezeugte, er habe kaum den Rauch des Brandes
gespürt. Durch solche Wunder wurden der König und alle Anwesenden
bekehrt, sie ließen sich taufen und nahmen willig das Christenthum
an. Poppo's Name und Andenken wurden von da an unter dem Volke und in
den Kirchen der Dänen hoch gefeiert.
Und diese Wunder sollen sich nach Einigen zu Ripen zugetragen haben, nach
Anderen in Haddeby bei Schleswig.
Der Kaiser aber, hocherfreut über Poppo's gesegnete Wirksamkeit,
die dem Hamburgischen Hochstifte zu großem Ruhme gereichte, ließ
ihn als Bischof von Schleswig ordiniren; und erst ums Jahr 1030 soll er
verstorben sein.
Quelle: Otto Beneke, Hamburgische Geschichten
und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 4