Die Rüstung des Fürsten Primislav.
(1138.)

Zur Zeit als Graf Adolf II. in schweren Kriegsnöthen wegen seiner dem Sachsen-Herzoge Heinrich bewiesenen Lehnstreue von den Brandenburgischen Markgrafen Albrecht dem Bären seiner Holsteinischen Lande beraubt war, herrschte des Letzteren Vasall, Graf Heinrich von Badewide, in Hamburg und Holstein. Damals glaubten die Wenden und Slaven, es sei wieder gut fischen im Trüben. Sie kamen in großen Haufen und fielen ins Segebergische und hausten wie ihre Vorfahren. Und alsbald zog der Graf von Badewide ihnen entgegen und in seinem Zuge zählten die wohlgerüsteten Hamburger zu seinen besten Kriegsleuten. Als sie nun vor Plön kamen, die Haupt-Veste der Wenden, da ließ der Graf zum Sturm blasen, und die Hamburger stürmten unter den Vordersten, und ließen sich den Wendischen Hagel von Steingeschossen, Bolzen und Pfeilen nicht verdrießen, denn sie erstiegen die Veste und kämpften, das Schwert in der Faust, Mann gegen Mann, bis alle ihre Kampfgenossen nachkamen und den glorreichsten Sieg erfechten halfen. Und eine Schaar kühner Hamburger erkannte unter den Feinden den Anführer derselben, den berühmten Fürsten Primislav, auf den drangen sie ein, und fingen ihn, und erbeuteten seine ganze Rüstung. Und als Graf Heinrich die Wenden überall besiegt und aus dem Lande gejagt, da entließ er die Hamburger ihres Kriegsdienstes. Und sie zogen mit ehrlicher Beute reich beladen heim in ihre Stadt, und die eben so seltsame als prächtige Wendische Rüstung des Fürsten Primislav hingen sie im Dome auf (hernach soll sie im Zeughause aufbewahrt gewesen sein); da hat sie lange Zeit als ruhmwürdiges Siegeszeichen der Hamburgischen Tapferkeit geprangt.

Graf Adolf II. aber, der rechtmäßige Oberherr, kam im Jahre 1139 wieder mit dem Herzoge ins Land, dem alsbald sein Sohn Heinrich der Löwe folgte. Und Adolf hatte fortan als ein eben so tapferer als weiser und trefflicher Fürst regiert, mit gleicher Kraft wie Milde. Er war auch ein gelehrter Herr, der das Lateinische und Wendische eben so verstand, als das Deutsche. Für Hamburgs Wohlfahrt war er eifrig besorgt und förderte Handel und städtische Gewerbe. Und in Jahre 1152 verschaffte er's den Gewandschneidern und Kramern, daß Heinrich der Löwe sie als privilegirte Gilden und Zünfte anerkannte, imgleichen, daß der Kaiser dieselben bestätigte. Darnach, 1164 hat er auf einem Kriegszuge Heinrich's gegen die Wenden, in der Schlacht bei Demmin, sein thatenreiches Leben geendet, worauf sein Körper nach Minden gebracht und im dortigen Dom bestattet worden ist.

Quelle: Otto Beneke, Hamburgische Geschichten und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 17