Dat lütte Rümeken
"Dat lütte Rümeken" zu Hamburg
ist das Heiligengeistfeld in St. Pauli bis zur Grenze von Altona. Graf
Otto von Schauenburg residierte zu Pinneberg; der Historiker J. H. Schmidt
bezeichnet das Jahr 1428 als die Zeit der folgenden Sage. Jedesmal, wenn
der lebenslustige Graf auf seiner Vogtei Ottenhusen (Ottensen) Recht gesprochen
hatte, stärkte er sich im Hamburger Ratskeller. Als seine Zechbrüder,
die Ratsherren, ihn einst mit einem Fäßchen besonders edlen
Weines traktiert hatten, verging die Zeit so schnell, daß der Graf
den Torschluß verpaßte. Er wurde nun selbstverständlich
vom Oberbürgermeister eingeladen, in dessen Hause bis zum kommenden
Morgen Quartier zu nehmen. Die Sache mochte wohl eingerichtet sein, denn
die schöne Bürgermeisterin hatte bereits eine prächtige
Tafel hergerichtet. Der Graf sprach in so liebenswürdiger Gesellschaft
den Speisen und dem Weine wacker zu. Das Gespräch kam bald von dem
sauberen Tischtuch auf die Bleiche, und die Frau Bürgermeisterin
warf scherzend ein, "dat lütte Rumeken" wäre ein herrlicher
Platz für die Hamburger Frauen, wo sie auf eigenem Grund und Boden
bleichen könnten. Der Graf willigte ein, und ein zufällig anwesender
Notar machte den Handel rechtskräftig. Als Graf Otto am Morgen gen
Pinneberg ritt, meinte er, die Frau Bürgermeisterin sähe wohl
gar die ganze Herrschaft Pinneberg für ein lüttes Rümeken"
an. Er soll denn auch im ferneren freundschaftlichen Verkehr mit den Hamburgern
mit Versprechungen sehr vorsichtig gewesen sein.
Quelle: Frahm, Ludwig, Norddeutsche Sagen von Schleswig-Holstein bis zum Harz. Altona/Leipzig 1890. S. 148