Erzbischof Unwannus.
(1013-1029.)
Nach des Libentius
Tode im Jahre 1013 wurde der Paderborner Chorherr Unwannus, aus dem reichen
angesehenen Geschlechte der Immedinger, sein Nachfolger auf dem erzbischöflichen
Stuhle über Hamburg und Bremen. Kaiser Heinrich II. und Papst Benedict
VIII. bestätigten ihn in seinem Amte in üblicher Weise.
Sein Kirchen-Regiment führte er preiswürdig, indem er von seinem
Familiengute den dritten Theil der Kirche opferte, Pfarrherren anstellte,
und Cleriker, die bisher halb als Mönche, halb als Weltgeistliche
lebten, an bestimmte kanonische Regeln band. So wurde er der eigentliche
Gründer des Dom-Capitels in Hamburg, indem er für 12 Präbenden
12 Geistliche als regulirte Domherren oder Canonici verordnete, denen
er den Unterricht und die Erziehung der Jugend, sowie die Ausbildung befähigter
Personen anvertraute, welche von hier aus das heilige Sendamt zur Ausbreitung
des Christenthumes antreten sollten. Hierdurch wurde er sowohl Hamburgs
wie des ganzen Nordens Wohlthäter.
Für die Heidenbekehrung sorgte er selbst sehr thätig. Noch waren
in den großen Wäldern auf beiden Seiten der Elbe viele Altgermanische
Opferaltäre; diese ließ er zerstören, und manche heilig
geachtete Eichen, ja ganze Haine umhauen (was er lieber hätte unterlassen
sollen). Und da selbst unter den längst bekehrten Bewohnern des Nordalbingischen
Landes noch viele heidnische Gebräuche herrschten, so strebte er
nach deren Abstellung oder gab ihnen sinnreich eine christliche Bedeutung.
Um noch wirksamer das Missionswerk zu fordern, öffnete er die gesammelten
Schätze der Kirche und gewann durch wohlthätige Verwendung und
freigebige Geschenke heidnische Fürsten und Völker, bei denen
der dadurch bewiesene milde Geist des Christenthums leichteren Eingang
fand.
Hamburg, welches 1012 in entsetzlicher Weise von den Wenden zerstört
war, suchte der fromme Unwann in Gemeinschaft mit dem Landesherrn, dem
Herzog Bernhard II,, wieder herzustellen. Die zerstreuten Bürger
wurden wieder versammelt; Dom, Schule und viele Häuser ließ
er erbauen, wenn auch fürs Erste nur aus Holz. Und größtentheils
wohnten beide in Hamburg, um wirksamer das Wohl der wieder aufblühenden
Stadt zu fördern, deren Gewerbe, Handel und Schifffahrt bald wieder
emporkam.
Unwannus wird uns als ein ehrwürdiger Greis geschildert, voll Liebe
und Sanftmuth, vielleicht zu nachsichtig gegen die Fehler der niederen
Geistlichkeit; aber freigebig gegen Arme und Schwache, und ein besonders
väterlicher Freund der Kinder. Er starb am 27. Januar 1029.
Quelle: Otto Beneke, Hamburgische Geschichten
und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 10