DER LAGERPLATZ DER WILDEN JAGD

Bei einem Dorfe unweit Cammin lagen einst Knechte auf der Pferdehutung. Es war schon spät in der Nacht, als es einem der Burschen einfiel, in den benachbarten Ellernbruch hinabzusteigen. Wie er so über die Baumstümpfe kletterte, sah er plötzlich ein prächtiges Jagdlager vor sich. Die Herren trieben allerhand Kurzweil und aßen und tranken, während Hunde und Pferde auf guter Streu ausruhten.

Der Knecht wußte noch gar nicht recht, wie ihm geschah, als mit einem Male das ganze Jagdlager sich in die Lüfte erhob und unter tollem Lärm und Geschrei dahin sauste. Das war so greulich anzuhören, daß der Bursche zeitlebens daran gedacht hat und nie wieder in den Ellernbruch hinab gestiegen ist.

Ähnlich erging es einem Bauern bei Kunow. Der wanderte in tiefer Nacht über Feld und ärgerte sich, daß ihm sein Pfeifchen ausgegangen war. Zu seiner Freude erblickte er da vor sich eine große Anzahl feiner Herren, von denen auch einige zu rauchen schienen. Artig trat er an sie heran und bat um Feuer, aber in demselben Augenblick war auch schon die ganze Gesellschaft hoch oben in den Lüften und begann als wilde Jagd über die Erde zu fahren. Was der Bauer für glühenden Tabak angesehen hatte, waren die feurigen, funkensprühenden Augen ihrer Hunde gewesen.


Mündlich aus Kunow, Kreis Cammin.

Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 17