DER WAURKE
Des Nachts trieb früher der Waurke oder, wie manche Leute ihn auch nennen, der Wodke sein Wesen. Mit einer großen Meute wilder, feuerspeiender Hunde zog er über Wald und Feld dahin und nahm alle mit, die sich nicht auf dem Hauptwege befanden, sondern querfeldein liefen. Doch warnte er schon aus weiter Ferne die Wanderer durch seinen laut schallenden Ruf:
»Hau! Hau! Hau!
Hüllt den Middelwech,
Donn daun min Hunn juch niks!«
Einem Schäfer, der inmitten der Hürde wach in seiner Schäferhütte lag, kam dies Schreien lächerlich vor, und tollkühn, wie er war, rief er, so laut er konnte, in spöttischem Tone dem Waurke nach:
»Hau! Hau! Hau!
Hüllt den Middelwech!
Donn daun mîn Hunn juch niks!«
Kaum hatte er diese Worte beendet, so öffnete sich die verschlossene Thüre und ein Frauenbein kam auf ihn zugeflogen und hoch aus der Luft hallte die Stimme des Waurke herab:
»Kannst du mit jågen
Kannst uk mit någen!«
Der Schäfer hat sich darüber dermaßen entsetzt, daß man ihn drei Tage darauf auf den Kirchhof trug.
Mündlich aus Bentzin, Kreis Demmin.
Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 10