DIE WILDEN JÄGER UND DIE BEIDEN FRAUEN
Ein Schäfer lag des Nachts in seiner Hütte auf der Schafhutung. Kamen zwei prächtig gekleidete Frauenzimmer vorbei, und die eine sagte zur ändern: »Der uns kriegen soll, kann uns heut nicht kriegen; denn er hat sich noch nicht gewaschen.« Darnach eilten sie ihres Weges weiter.
Nach einen kleinen Weile erschienen zwei Jägersleute, gefolgt von ihren Feuer sprühenden, laut bellenden Hunden und riefen dem Manne zu: »Schäfer, hast du nicht ein paar Frauensleute gesehen?« - »Gewiß«, entgegnete dieser, »und sie sprachen zueinander: »Heut kann er uns nicht kriegen, denn er hat sich noch nicht gewaschen.«« -
Als die Jäger das vernahmen, gingen sie seitab zu einem kleinen Teich und wuschen sich, darauf jagten sie den Weibern nach. Es dauerte gar nicht lange, so hörte der Schäfer in seiner Hütte aus der Ferne Schüsse fallen und noch ein Weilchen, so kamen die Jäger wieder zurück und führten die erlegten Frauenzimmer als Jagdbeute mit sich. Bei dem Schäferkarren machten sie halt; der eine rief:
»Du hast uns hülfe jachte
Nu sallst d'uk mit uns têre«
warf ihm die Lende eines der Weiber in seinen Karren hinein und verschwunden waren sie. Der Schäfer hat sich viel Mühe gegeben, den Schenkel von sich zu schaffen, er ist aber immer wieder zu ihm zurückgekehrt.
Ebendaher.
Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 19