DIE LETZTE SCHLACHT

In uralten Zeiten war Deutschland nur ein ganz kleines Fürstentum. Damals hat der Schäfer Thomas prophezeit, Deutschland würde einst groß und mächtig werden, wie es das ja auch jetzt schon ist. Aber es muß noch herrlicher kommen, denn die Leute werden so großen Reichtum erlangen, daß sie die Kühe an goldene Ketten legen. Dann beginnt jedoch der Verfall, und das ganze deutsche Reich wird am Ende der Dinge keinen größeren Umfang haben, als ein Bauer mit vier Pferden an einem Tage umfahren kann.

Im Demminer Kreise wissen die alten, erfahrenen Leute sogar zu berichten, auf welche Weise das Unglück hereinbrechen wird. Der König von Mitternacht, so sagen sie, würde über die See gefahren kommen und in einer gewaltigen Schlacht mit den Deutschen streiten. Alle Deutschen gehen in diesem Kampfe zu Grunde, nur soviel bleiben über, als unter dem Laubdach einer Eiche Platz haben.


Mündlich aus Zabelsdorf, Kreis Randow, und Meesiger, Kreis Demmin.


Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 52