FRIE, FUIK, FU

Der Name der deutschen Göttin Fria hat sich in Pommern in den Formen Frie, Fuik, Fu erhalten. Auf Hiddensee und Ummanz sagte man nämlich noch vor dreißig Jahren von zwei Verlobten: »Dår is dê oll Frîe in't Hûs tâgen, dê warden sik trecken (heiraten).«

In Penkun und im Kreise Randow und in Bahn im Greifenhagener Kreise droht man den Mägden, welche zur Zeit der Zwölften noch Flachs auf dem Wocken haben: »Die Fuik wird kommen und ihn besudeln.« Knechte schmieren auch wohl Pferdemist und Grünkohl in den Flachs hinein und sagen hernach: »Das hat die Fuik gethan!«

Ähnliches wird im Kreise Regenwalde von dem Fu erzählt, welcher dort ebenfalls ein Schreckgespenst für die faulen Spinnerinnen bildet und dem die Besudelung des Flachses mit Asche und Wasser zugeschrieben wird. Doch ist man sich über das Geschlecht des Fu nicht ganz klar; man sagt dei Fû und dat Fû, auch weiß keiner recht, was Fû eigentlich für ein Wesen ist. Nur ein alter Mühlenknecht aus Meilen hatte davon Kunde. Und das war kein Wunder, denn sein Großvater hatte es ihm erzählt. Das war ein so gelehrter Mann, daß er fast für einen Studierten gelten konnte. Er wäre auch beinahe ein Pastor geworden; denn auf der Kanzel der Schloßkirche zu Stettin hatte er schon gestanden und auch eine wunderschöne Predigt gehalten. Leider vergaß er es Amen zu sagen, und da war's denn mit seinem Ansehen bei der Geistlichkeit aus. Dieser Großvater nun hat immer gesagt: »Dat Fû ist nichts anderes wie der leibhaftige Teufel« und dabei wird's denn auch wohl bleiben.

Kühn, Westfäl. Sag. II. Nr. 4-5; Mitteilung des Herrn Prof. E. Kühn in München und mündlich

Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 39