DIE WILDE JAGD BEI NÖRENBERG
In der Nörenberger Gegend hört man nicht selten an schönen Sommerabenden in der Luft ein Rummeln, Sausen, Pfeifen und Gejuchze. Es dauert dann nicht lange, so erblickt man in weiter Entfernung hoch oben in der Luft einen Reiter und hinter ihm drein einen ganzen Schwärm von Gespenstern. Unter lautem Getöse senkt sich der Zug immer tiefer herab und verschwindet endlich mit gewaltigem Erdröhnen des Erdbodens in der Tiefe. Begegnet man der wilden Jagd, so kann man sich nur dadurch vor ihr retten, daß man sich platt auf die Erde wirft und den Zug an sich vorbeiziehen läßt. Die Leute sagen zu der ganzen Erscheinung: »Då tuet dê wîl Jacht.«
Mitgeteilt durch Herrn Gymnasiallehrer O. Knoop.
Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 26