DER WILDE JÄGER UND DIE SCHLÜSSELJUNGFRAU
Zwei Leute aus Kunow, ein Förster und ein Arbeiter, kehrten nach Sonnenuntergang von ihrem Tagewerk im Walde heim. Auf der Landstraße zwischen Klein-Weckow und Kunow begegnete ihnen eine Jungfrau, die an ihrem ganzen Körper mit Schlüsseln behangen war. Auf ihre Frage, ob sie mitgehen könnten, antwortete die Jungfer, sie müßten sich zuvor dreimal an einem Freitag vor Sonnenaufgang gewaschen haben, und lief dann weiter.
Bald darauf trafen die beiden einen Reiter, der sich genau nach der Schlüsseljungfrau erkundigte. Sobald sie ihm Auskunft darüber gegeben hatten, jagte er davon. Und noch kurz vor Kunow hat er sie wieder eingeholt und ist an ihnen vorüber geritten mit der Schlüsseljungfrau, welche an seinem Sattel hing, den Kopf nach unten.
Ebendaher.
Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 18