DER TOD BEIM TANZ IN DER NEUJAHRSNACHT
In Tempelburg hatte sich einst in der Neujahrsnacht eine lustige Gesellschaft zusammengefunden. Man jubelte und lärmte und tanzte, um recht vergnügt in das neue Jahr hineinzugelangen. Schon hatte die Turmuhr die Mitternachtsstunde angezeigt und noch immer hörten sie nicht auf mit ihrem gotteslästerlichen Treiben.
Da gesellte sich plötzlich zu aller Entsetzen ein fremder Mann zu den Tänzern, der nicht Fleisch und Blut hatte, sondern ein häßliches Knochengerippe war. Im Nu war der Tanzboden leer, und Hals über Kopf stürzte alles nach Hause; und sie hatten noch Glück, denn sie kamen diesmal mit dem bloßen Schrecken davon.
Man sieht aber daraus, wie gefährlich es ist, das alte Jahr mit Tanz und Gelage zu beschließen. Es kann sich gar zu leicht der Tod als Zechbruder mit einstellen und dem tollen Treiben ein schreckliches Ende bereiten.
Mündlich aus Tempelburg, Kreis Neustettin.
Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 44