DER WOD VERFOLGT EIN KIND 7
Früher, als die Pferde noch draußen gehütet wurden und die Pferdehirten die Nacht durch zusammen am Feuer lagen, hörte man häufig den Wod durch die Lüfte ziehen. Einst geschah dies auch wieder und schleunig machten einige von den Knechten einen Kreis um sich herum und drei Kreuze hinein. Kaum waren sie damit fertig, so kam ein kleines Kind gelaufen, schlüpfte in den Kreis hinein und klammerte sich fest an die Beine des einen Mannes an.
Hinter ihm drein kam gleich darauf der Wod mit zwei schwarzen Hunden daher gestürmt und verlangte gebieterisch, die Knechte sollten das Kind aus dem Kreise herauslassen. Anfangs weigerten sich die Leute aus Mitleid mit dem Kinde, endlich aber gehorchten sie ihrer Furcht und stießen das arme Wesen aus dem Ringe heraus. Sobald sie das gethan hatten, lief das Kind eiligst in die Weite und der Jäger eilte hinterher. Ob er es eingeholt hat, weiß man nicht, aber Schüsse hat man gehört.
Ebendaher.
7 In Rügenwalde, Kreis Schlawe, erzählt man dieselbe Sage von
dem wilden Jäger und der weißen Frau.
Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 22