146. Claus Hinze.
Claus Hinze war ein bekannter Hofnarr des Pommerschen Herzogs Johann
Friedrich. Er war gebürtig aus einem Dorfe bei Friedrichswalde, welches
jetzt, und zwar wie die Leute sagen, nach ihm, den Namen Hinzendorf führt.
Der Herzog soll ihn da, als er eines Tages durch das Dorf gekommen ist,
getroffen haben, wie Claus Hinze, der zu solcher Zeit noch ein kleiner
Bauernknabe war, singend und lachend durch das Dorf ging, einen großen
Strick um den Leib, an welchen er eine ganze Menge todter junger Gänse
gebunden hatte. Dem Herzog fiel der Knabe in diesem Aufzuge auf, und als
er ihn fragte, was derselbe zu bedeuten habe, erzählte ihm der Schalk
lachend, seine Mutter habe ihm befohlen, daß er die Gänse hübsch
beisammen halten solle, damit der Fuchs sie nicht hole; da habe er sie
denn nun mit den Hälsen an den Strick, und sich diesen um den Leib
gebunden; so solle der Fuchs sie ihm gewiß nicht holen. Seine Reden
und sein Thun gefielen dem Herzog so sehr, daß er ihn mit sich nahm,
und als seinen Hofnarren bei sich behielt.
Der arme lustige Claus Hinze hat aber zuletzt ein gar trauriges Ende genommen.
Als der Herzog nämlich von einem heftigen Fieber befallen war, und
die Aerzte erklärten, er könne nur durch einen jähen Schreck
geheilt werden, da unternahm Claus Hinze es, seinen Herrn zu heilen, und
er stieß ihn unversehens ins Wasser. Der Herzog genas davon zwar
wirklich; weil das aber ein Majestätsverbrechen war, so sollte der
Hofnarr zum Scheine hingerichtet werden. Er hielt dies jedoch für
Ernst, und als der Scharfrichter, anstatt des Schwertes, mit einer Ruthe
ihn in den Nacken hieb, fiel er vor Schreck um, und war todt.
Das Dorf Hinzendorf, welches früher Butterdorf geheißen, soll
ihm der Herzog bei seinen Lebzeiten geschenkt haben. Auf dem Kirchhofe
daselbst, neben einer Eiche, befindet sich auch noch sein Grabmal. Es
ist ein langer, viereckiger Stein. Claus Hinze steht darauf abgebildet
in Lebensgröße, mit Schellen auf dem Kopfe und einer Keule
in der Hand, wie sie die Gänsehirten zu tragen pflegen. Um den Leib
hat er den Strick mit den Gänsen, zu seinen Füßen liegt
eine Bierkanne. Sein Todestag war der 17. März 1599.
Brüggemann, Beschreibung von Vor- und Hinterpommern,
Th. II. Bd. 1. S. 226.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840, Nr. 146