250. Das Gespenst zu Hohen-Bünsow.
Zu Weihnachten des Jahres 1687 hat sich in dem Pfarrhause des Dorfes
Hohen-Bünsow ein gar sonderbarliches Gespenst eingefunden. Es erschien
am ersten Weihnachtstage, als der Pastor nicht zu Hause, sondern zur Verrichtung
von Predigten nach Rubkow gereiset war. An dem Abend dieses Tages, wie
es etwas finster geworden, und seine Frau und Tochter sich in der Stube
mit Singen und Beten beschäftigten, erschien das Gespenst auf einmal
an der Stubenthür, und hat bald wie ein Hund gebellt, bald geschrieen
wie ein Ziegenbock, bald an der Stubenthür gekratzt und gewaltsam
gerissen, um sie zu öffnen. Das hat also lange gedauert, obgleich
die Frau und Tochter des Predigers fleißig am Beten verblieben,
bis zuletzt die Tochter Muth gefaßt, und an die Thür getreten
und mit lauter Stimme ausgerufen: Du Teufel, du höllische Schlange,
des Weibes Saamen soll dir den Kopf zertreten! Worauf der Geist von der
Stubenthüre gewichen, und zu der Küchenthüre gegangen.
In der Küche war die Magd des Pfarrers. Diese hatte Muth, und nahm
zwei Stücke Holz, die warf sie nach ihm, so daß sie ins Kreuz
zu liegen kamen. Da fuhr er plötzlich durch die verschlossene Hausthüre
ab, einen gräulichen Gestank hinter sich zurücklassend. Dabei
hat man denn vermerket, daß es der Teufel selbst seyn müsse,
denn er hat einen langen Schwanz und einen großen Pferdefuß
gehabt.
- Man hat das Gespenst nicht wiedergesehen.
Memorabilia Pomeraniae, a.M. Christophoro Pylio,
p. 58.
Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840, Nr. 250