234. Der Teufelsdamm im Naugarder See.
Wenn das Wasser in dem See bei Naugard ruhig ist, so sieht man darin
einen Damm, der bis gerade in die Mitte des Sees hineingeht. Derselbe
soll auf folgende Weise entstanden seyn. Es lebte vor Zeiten einmal in
der Gegend ein Schäfer, der mit dem Teufel einen Contrakt gemacht
hatte, daß dieser einen Damm durch den ganzen See bauen sollte.
Der Schäfer mußte dem Teufel dafür eins von seinen Kindern
versprechen. Er mußte den Damm aber in einer einzigen Nacht fertig
machen, und der Contrakt sollte nicht gelten, wenn er ihn vor dem ersten
Hahnenschrei nicht ganz fertig hatte.
Wie nun aber der Schäfer zu Hause kam, da überfiel ihn eine
große Angst, und er gestand seiner Frau, was er gethan hatte. Diese
besann sich nun geschwinde auf eine List, und sie ging, ehe der Tag graute,
in den Hühnerstall und reizte den Hahn, daß er krähen
mußte. Der Teufel hatte damals den Damm erst gerade bis auf die
Hälfte fertig, und mußte deshalb mit Schimpf abziehen.
Mündlich.
Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840,
Nr. 234