138. Das Nonnenloch auf Mönchgut.
Am äußersten Westende der Rügenschen Halbinsel Mönchgut befindet sich ein Ufervorsprung, der Swantegard, oder die heilige Gegend genannt. In diesem Vorsprunge ist eine tiefe Grube, welche das Nonnenloch heißt. Sie ist noch jetzt sehr tief, obgleich ganz alte Leute in der Gegend sich noch erinnern, daß sie vor vielen Jahren zugeschüttet ist. Vor dieser Verschüttung war sie so tief, daß Niemand ihren Grund finden konnte. Zu dieser Grube sind vor Zeiten, als in der Stadt Bergen noch ein katholisches Nonnenkloster war, die Nonnen hingebracht, die sich vergangen hatten. Denn anstatt, daß man sie lebendig einmauerte, wie es in anderen katholischen Klöstern gebräuchlich war, wurden sie in diese Grube hinuntergestürzt. Das ist zwar immer heimlich und bei Nacht geschehen, aber die Leute sind es doch bald gewahr geworden an den wehklagenden Gestalten, die im Mondschein aus der Gruft oft heraufstiegen und um dieselbe herum wandelten. Man hat die Grube daher schon vor alten Zeiten das Nonnenloch geheißen, wie sie auch noch genannt wird. Es soll noch immer nicht geheuer in der Gegend seyn.
Vgl. Grümbke, Darstellung der Insel Rügen,
I. S. 206.
Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J.
D. H. Temme, Berlin 1840, Nr. 138