3. Der Dänen-König Frotho und die Wendischen Schnapphähne.
Als nun der König Frotho die Wenden unterthänig gemacht hatte,
da sahe er wohl, daß sie ihm und den Seinen keinen Frieden lassen
würden, wo er nicht ganz und gar alle diejenigen ausrottete, welche
des Freibeutens und Raubens gewohnet waren. Darum besann er sich auf folgende
List: Er ließ ein gemeines Gebot ausgehen, wo Jemand unter den Wenden
wäre, der zum Freibeuten, Rauben und Kriegen Lust hätte, der
solle sich kund thun, der König bedürfe solcher Leute wider
seine Feinde; er wolle sie herrlich besolden. Solches gefiel den Schnapphähnen
und den anderen bösen Buben unter den Wenden wohl, und ließen
sich alle einschreiben, und zeigeten an, was ein Jeder könnte, und
je mehr Einer Böses zu thun wußte, desto mehr Solds vertröstete
er sich vor den Anderen. Da nun also alle Schnapphähne und wüste
Gesellen unter den Wenden zusammen waren, da ließ der König
Frotho sie vor sein Kriegsvolk bringen, und sagte zu den anderen Wenden:
»Diese sind, ihr lieben Wenden, diejenigen, die zwischen uns und
euch Unruhen machen, und unter euch keinen beständigen Frieden bleiben
lassen. Sehet, wie keck sie noch sind in ihrer Bosheit, vermeinend, daß
sie auch noch für ihre Bosheiten großen Sold erlangen sollten.
Derohalben ist uns und euch von Nöthen, dazu zu thun, daß wir
und Ihr nicht weiter durch sie bekümmert werden.« - Und er
ließ sie allzumal an den lichten Galgen hängen, einen jeden
neben einem Wolfe.
Dadurch ward eine Zeitlang guter Friede, beides, zu Wasser und zu Lande;
und der König Frotho ordnete das Land, und setzte Amtleute darinnen
von den Wenden selbst, damit sie über die Fremden nicht murren dürften,
und sich daraus keine Ursache zum Abfallen nähmen.
Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 14. 15.
Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840, Nr. 3