Von den rostigen Knöpfen.
Mündlich in Schwiegershausen.
Ein Ackersmann gieng schon sehr frühe, als eben der Morgen graute,
ins Feld. Er gieng deshalb so zeitig hin, weil es am Tage zu heiß
wurde, um schwere Arbeit zu verrichten. "Es wird wohl noch niemand
dort sein", dachte er; "denn es ist noch sehr früh."
Er schien sich jedoch geirrt zu haben; denn er bemerkte frischen Nachlaß
von einem Pferde, auch sah es aus, als ob weiterhin schon jemand gepflügt
habe. Nun gieng er an seine Arbeit. Nach einigen Stunden war er damit
fertig und wollte wieder nach Hause. Als er abermals an die Stelle kam,
wo er vorhin die Bemerkung gemacht hatte, daß schon jemand im Felde
gewesen sein müße, sah er daselbst eine große Menge rostiger
Knöpfe liegen. "Willst dir einige Hände voll davon mitnehmen",
dachte er bei sich selbst; "man kann sie immer einmal gebrauchen."
Dieses that er auch. Es war ihm indes sehr auffallend, daß eine
so große Stille im Felde herrsche, und daß noch keiner da
sei; deshalb sah er sich noch einmal um, ob er nicht irgendwo Leute bei
der Arbeit finden könne. Wie aber erschrak er, als er an der Stelle,
wo er die Knöpfe gefunden hatte, ein großes Feuer erblickte,
bei welchem zwei weiße Gestalten standen, und er von unsichtbarer
Hand eine derbe Ohrfeige erhielt! Ganz bestürzt eilte er nach Hause.
Seine Frau bemerkte seine Bestürzung und fragte nach der Ursache.
Er erzählte ihr das Geschehene, und als er geendigt hatte, sagte
sie: "Zeig mir doch einmal die Knöpfe, welche du mitgebracht
hast." Er zog sie aus der Tasche, und - es waren lauter blanke Goldstücke
geworden. Nun schalt die Frau, daß er nicht alle mitgebracht habe,
und er ließ sich bewegen, in ihrer Gesellschaft noch einmal dort
hinzugehen; allein sie fanden nichts mehr.
Quelle: Märchen
und Sagen aus Hannover, Carl und Theodor Colshorn, Hannover 1854, Nr.
18, S. 61 - 62.