Der Müller und die Frösche.
Mündlich in Druffelbeck.
Es war einmal ein Müller, der hatte eigentlich gar kein Herz: stehlen
wie er hat wohl noch niemand gekonnt; doch noch schlimmer war es, daß
er Kalk und andere unverdauliche Sachen unter das Mehl mischte und die
armen Leutlein mit Hunden vom Hofe hetzte. Einst kam ein lahmer Mann auf
seinen Krücken in die Mühle gehinkt, streckte die zitternde
Hand aus und bat um ein Stücklein Brod. Der Müller fluchte,
riß dem Unglücklichen die Krücken weg, warf ihn in eine
Kiste voll grober Kleie und wälzte ihn um und um; und als er ihn
bis aufs Blut gepeinigt hatte, gab er ihm die Krücken wieder und
trieb ihn vom Hofe, indem er ihn mit einer Peitsche um die kranken Beine
schlug. Der Bettler weinte helle Thränen, und die sah Gott der Herr
vom hohen Himmel. Als der Wütherich in seine Mühle zurückkehrte,
stand das Gewerke still; er sah nach, und siehe! zahllose Fröschlein
wimmelten im Bach und auf der Wiese und hatten das Waßer ausgetrunken
bis auf den letzten Tropfen. Weil aber niemals Waßer wiederkam,
die Fröschlein tranken es immer weg, raffte der Müller seine
Schätze zusammen, zog weit, weit in ein anderes Land und kaufte sich
eine andere Mühle. Kaum jedoch gehörte die Mühle ihm, so
waren wieder zahllose Fröschlein da und tranken das Waßer aus
bis auf den letzten Tropfen; und wohin er sich wenden mochte, der Fröschlein
wurde er nimmer ledig, und nie wieder hat er weißes Mehl gemahlen,
und endlich ist er verhungert und hat also ein jämmerliches Ende
genommen.
Quelle: Märchen und Sagen aus Hannover,
Carl und Theodor Colshorn, Hannover 1854, Nr. 62, S. 176.