Die Ochsensaat.
Mündlich in Hannover.
Die Leute in Herkensen sind schon seit alter Zeit als sehr pfiffig bekannt;
daß sie das in der That gewesen sein müßen, bezeugt die
folgende Geschichte. Einst war ihnen ihr Zuchtochse gestorben, und sie
wollten nun gern einen andern haben, wußten indes nicht, wie sie
das anfangen sollten. Endlich fiel einem, welcher der allerklügste
im Dorfe war, glücklicherweise ein, man solle doch den Ochsen säen;
dann würden aus dem einen viele, und daraus könnten sie sich
denn den schönsten wählen. Dieser Rath wurde mit großem
Beifall aufgenommen; man zertheilte den Bullen in Stücke und säete
sie. Bald nachher kamen Schnecken danach, und als ein Herkenser diese
erblickte, eilte er ins Dorf, rief die ganze Gemeine zusammen und jubelte:
"Kommt mit zum Bullenkamp! Die Hörner wachsen ihnen schon!"
Nun lief alles, was Beine hatte, zum Bullenkamp, und alle schlugen vor
Freude die Hände zusammen und riefen: "Richtig, die Hörner
wachsen ihnen schon!"
Quelle: Märchen
und Sagen aus Hannover, Carl und Theodor Colshorn, Hannover 1854, Nr.
24, S. 77 - 78.