Bischof Hildebold von Köln
Bischof Rikolphus von Köln war gestorben, da entstand ein großer Streit unter der Geistlichkeit über die Wahl seines Nachfolgers. Als das Kaiser Karl der Große hörte, wie er von der Jagd kam, setzte er sich sogleich wieder auf sein Pferd und ritt die ganze Nacht durch gen Köln.
Da er schon nahe bei dieser Stadt war, hörte er in einem Kirchlein zur Messe läuten, stieg vom Pferde und band es an einen Baum, denn er wollte erst die Frühmesse hören, ehe er nach Köln hineinritt.
Der Priester, welcher Messe las, gefiel ihm. Karolus hatte aber noch einen Hornfässer umhängen, wie die Jäger zu haben pflegen. So trat er an den Altar und opferte einen Gulden.
Der Meßpriester hielt den Kaiser für einen gewöhnlichen Jäger. Nachdem er Messe gelesen hatte, nahm er den Gulden und sprach zu Karl:
„Guter Freund, nehmet Euren Gulden zurück, man opfert hier nicht mit Gulden.“
„Herr, behaltet den Gulden nur, ich gebe ihn Euch gern,“ antwortete Karl.
Der Priester meinte jetzt: „Ich sehe wohl, Ihr seid ein Jäger. Nun bedarf mein Meßbuch eines Umzuges. Darum bitte ich Euch, schicket mir doch die Haut von dem ersten Reh, welches Ihr erjaget, damit mein Meßbuch wieder gut eingebunden werden kann. Den Gulden aber behaltet nur für Euch.“
Da wandte sich der Kaiser an die andern, so da Messe gehört hatten, fragte sie nach der Lebensweise des Priesters und erfuhr, daß er ein frommer und rechtschaffener Mann sei.
Hierauf ritt Kaiser Karolus in Köln ein und trat unter die vornehmen Geistlichen, die kannten ihn alle, ob er auch in schlichter Jägerkleidung kam, aber sie konnten sich doch über die Wahl des neuen Bischofs noch nicht sogleich einigen, wie sehr auch Karl sie zum Frieden ermahnte.
Da sprach Kaiser Karl endlich: „So will ich denn einen Bischof für Euch wählen.“
Er ließ den Priester in die Stadt holen, welcher den Gulden zurückgegeben und um das Rehfell gebeten hatte, und setzte ihnen den als Bischof. Solches geschah im Jahre des Herrn 784. Er hieß Hildebold, krönte Karls Sohn Ludwig zum Kaiser, regierte in Köln bis 818 und ward in Sankt Gereon zur rechten Hand neben dem ersten Altare begraben.
Quelle: Heinrich Pröhle, Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Für die Jugend. Berlin 1886, S. 209.