Jan und Grit
Während des Dreißigjährigen Krieges lebten in Köln eine Magd namens Grit und ein Knecht namens Jan. Grit durfte an einem Marktstand unter dem Stadttor am Chlodwigplatz für ihren Herren Gemüse verkaufen, was damals für eine Magd eine besondere Ehre war. Aufgrund dessen hielt sich Grit für „was Besseres“ und gab Jan einen Korb. Der arme Knecht war ihr nicht gut genug. Jan war daraufhin völlig verzweifelt und beschloss, als Söldner in den Krieg zu ziehen, was damals fast einem Selbstmord gleich kam. Im Krieg kämpfte Jan wie der Teufel, weil er der Meinung war, sein Leben sei ohnehin nichts mehr wert, da Grit ihn verschmäht hatte. Jedoch, durch seinen todesmutigen Kampfgeist gewann er jede Schlacht. Und so kehrte er nach einigen Jahren als reich dekorierter Soldat, mit einer prächtigen Uniform voller Orden, hoch zu Roß und beladen mit erbeuteten Schätzen, die sein Pferd kaum tragen konnte, nach Köln zurück. Wie das Schicksal es wollte, führte der Triumphzug genau an dem Stadttor vorbei, an dem Grit noch immer Gemüse verkaufte. Und die Parade kam ausgerechnet in dem Moment zum Stehen, als Jan sich mit seinem Pferd auf der Höhe des Marktstandes von Grit befand. Grit erkannte ihn sofort und sah ihn mit großen Augen an. „Wer et hätt’ jewusst!“ („Hätte ich das geahnt!“), rief sie erstaunt aus, als sie Jan bewunderte. Jan hingegen antwortete kühl „Der et hätt jedonn!“ („Dann hättest Du es getan!“), wandte sich dann von ihr ab und würdigte sie keines weiteren Blickes. Der Ausruf „Wer et hätt’ jewusst, der et hätt jedonn!“ bezeichnet in Köln noch heute eine verpasste Gelegenheit.
Quelle: Nacherzählt von Sascha Stradtmann, E-Mail-Zusendung 27. Jänner 2010.