DIE ZWERGENKUH
Etwa eine halbe Stunde von dem Dorfe Goldbeck, in der Richtung nach Rinteln zu, befinden sich Höhlen an einem Berge; in denen haben ehemals Zwerge gewohnt. Nun lag in der Nähe der Hof eines Bauern, dessen Herde gewöhnlich in der Nähe der Höhlen weidete, und da sah der Hirt, wie alle Morgen eine fremde Kuh unter seine Tiere kam, die war so glatt und schön, dass sie wie Gold glitzerte und glänzte; abends aber, wenn er heimtrieb, war sie bei den Höhlen plötzlich verschwunden.
Das erzählte er einmal abends seinem Herrn und der sagte: "Dafür könnten sie dir wohl ein Trinkgeld geben, dass du ihnen täglich ihre Kuh mit auf die Weide treibst." Das hörten die Zwerge, die hielten sich unsichtbar gern in der Stube des Bauern auf. Und am andern Morgen, als der Hirt mit seiner Herde wieder bei den Zwerglöchern vorübertrieb, fand er vor einer der Höhlen einen Groschen, und so ging's nun fort einen Tag wie alle Tage. Als das der Bauer wieder hörte, sagte er: "Können sie das, so können sie dir auch wohl ein Frühstück geben", und am andern Morgen, als der Hirt wieder an der Höhle vorüberkommt, liegt neben dem Groschen ein Pfannkuchen und solchen fand er nun ebenfalls täglich dort.
Quelle: Paul Zaunert, Westfälische Sagen,
1927