122. Rübezahl buhlet mit einem Weibe.
Ein Kaufmannsweib in Schlesien hat es eine lange Zeit im Gebrauch gehabt, daß, wenn der Mann in seinem Handel und Geschäften über Land gereiset und abwesend war, sie einen besonderlichen Buhlen und Beischläfer pflegte einzulassen. Derowegen hat sich's begeben, daß auf eine Zeit der Kaufmann abermal wegen seines Handels und Kaufmannschaft ferner über Land gezogen: da ist der Rübezahl in Gestalt ihres gewöhnlichen Buhlens bei Nacht zu ihr gekommen. Und als er nun der Wollust gnugsam gepflogen und sich wohl ersättiget, hat er des Morgens frühe einer Elster Gestalt an sich genommen, hat sich auf den Keller gesetzt und seine Beischläferin mit diesen Worten gesegnet: Dieser ist dein Buhle und Beischläfer gewesen. Und ist also in einem Hui, ehe er kaum ausgeredet, verschwunden und hernach niemals wieder zu ihr kommen.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 114
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