87. Rübezahl wird ein Drescher.
Unter andern kurzweiligen Beginnen, so der Rübezahl vorgenommen, ist auch dieses vorgelaufen: daß er nämlich auf eine Zeit sich in einen Drescher verstellet hat und in dergleichen Habit zu einem Bauer in die Scheune gekommen ist, sagende, ob er seiner bedürfe, so wollte er ihm helfen das Korn ausdreschen. Was geschicht? Sie dingen miteinander und werden eins, daß der Bauer dem unbekannten Rübezahl, vor die begehrte Mühe und Tageslohn zu Ende so viel Korn mitgeben will, als er immer auf einmal aufsacken kann. Drauf schlägt der Rübezahl lustig mit aufs Korn los und hilft einen Tag oder etliche wacker dreschen, bis die bestimmte Zeit aus ist. Da begehrt der Rübezahl seinen Abschied, und weil der Bauer ihm so viel mitzunehmen versprochen hatte, als er auf einmal tragen könnte, so sackt er die ganze Scheune mitsamt dem Bauer und Korn auf seinen Puckel und 30 Bundschuch; denn so weit Hab ich es nur gehöret und habe es von unterschiedlichen glaubwürdigen Personen nicht ausführlicher erfragen können; derentwegen ich es auch als ein gewiffenhaftiger Analista oder Historicus nicht länger habe zerren in Andichtung wollen. Freilich kann sonsten gar wohl ein kurioser Mensch anhalten und fragen, was denn weiter draus geworden sei. Ob der Rübezahl richtig ohne Betrug mit der Scheune darvongemarschieret und wohin er damit geraten sei? ob er vielleicht nach seiner Schneekippe damit hingewandert und desjenigen Baurens (von welchen wir oben gesagt) Korn in solcher abladen und schütten lassen?
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 83f
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