26. Rübezahl bildet einem Eselsohren ein.
Vor eilf Jahren soll ein Häscher aus Schmiedeberg dem Rübezahl verunglimpfet und ihn übel nachgeredet haben. Drauf soll es sich erzeiget han, daß der Galgenschwengel einmal aufs Gebürge gekommen, da ihn der Rübezahl ertappet und seine unnütze Schnauze also eingetrieben hat. Nämlich er soll ihn gefraget haben, ob er von Rübezahl nicht was gehöret hätte; drauf soll der Rübezahl den eilfertigen gribhominem bei der Kartause gekriegt haben, sagende: Halt Bruder, hastu keine Ohren? ich will dir ein paar Horchlöcher machen, daß du es dein Lebtage nicht vergessen sollst. Und wiewohl dieser Gedemütigter keine Veränderungen eigentlich an seinen Ohren verspüret, so ist er doch andern Leuten sein Lebelang nicht anders fürgekommen, als wie er ein paar ungeheure Horchtauben hätte, als aller Hasen Großmutter, und ist auch auf diese Weise unaufhörlich damit gedrillet worden, bis daß er sich auf allerhand Mittler besonnen, damit er das Midaswerk verdecken und unkenntlich machen möchte. Aber es hat nichts darwider wollen helfen: ob er gleich noch so eine große Parücke gebrauchet, einen breiten Hahnreis-Hut zugeleget oder sich sonsten umhüllet gehabt, so sind doch die beiden Ohren über alle Maße auf beiden Seiten über halb Ellenslang herausgestanden oder männiglich vorgekommen, daß es unmüglich gewesen, sich dafür zu verbergen. Doch ist endlich vermerket worden, daß sich das Ding verloren, wenn er seine eiserne Sturmhaube aufgesetzet und darneben den Häschersflegel auf die Schulter genommen. Welches er denn täglich, ja stündlich getan und sich in erklärter Positur immer wie ein gewappneter Stutzers-Monsieur hat sehen lassen.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 24f
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