21. Rübezahl drehet einem das Genicke umb.
Vor etlichen Jahren soll ein Studiosus Medicinae mit Fleiß auf das Riesengebürge gegangen sein, allda Kräuter und Wurzeln zu sammlen: und indeme er in der Sache begriffen gewesen, siehe, da soll Rübezahl drüber zu Maße gekommen sein, etwa in eines Bauren Gestalt, fragende, was er wolle. Resp. Ich habe mir sagen lassen, daß allhier gute Kräuter anzutreffen sein, welche ich zu meinem Studium dienlich schätze. Weme meinestu aber, daß diese Revier zustehe? Resp. Ich weiß eigentlich nicht. Und mit solchen Worten hat sich jener Studente gar lange entschuldiget, ungeachtet, daß Rübezahl immer drauf gedrungen, zu sagen, weme das Gefilde zukomme; doch ist er endlich drüber weggegangen und hat den Burschen verlassen. Drauf soll dieser Bursch zum andern fürüberreisenden Leuten genahet sein, indeme er herbatum gegangen: diese haben dem Fragenden geantwortet, daß er jo bei Leibe dem Geist, welcher ihn vorher geprüfet, bei seinem eigentlichen Namen nicht nennen sollte, wenn er wieder käme. Was geschicht? Wie dieser kurioser Studiosus noch immer seine Botanik exkolieret, da kömmt der Rübezahl zum andernmal wieder und läßt sich mit folgenden Worten heraus: Nun, wie gehets? Findstu was Guts vor dir? Resp. Ja, ich ertappe allerhand beliebliche Sachen. Weme meinestu aber, daß dieser Platz zu eigen sei? Resp. Ich weiß es eigentlich nicht. Wie er aber immer mehr und mehr drauf gedrungen, da soll endlich sich der Student verschnappet und ungefähr gesaget haben: Die Leute berichten mir, daß derselbe Rübezahl heiße, der ihme dieses Gebürge zuschreibet. Und hiemit hat er ihn bei der Kähle gekriegt und den Hals umgedrehet: wie ihn die vorigen zurückgekehreten Wandersleute kurz hernach tot liegend angetroffen haben. Ach, behüt einen der liebe Gott für dergleichen Fürwitz, daß man dem mißtreuen Geiste nicht zu nahe komme, etwas von seiner Klause hole, ihn zu sehen begehre oder seinen Namen allda über die Zunge fahren lasse! Doch gnug.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 20
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