69. Rübezahl wird ein Kartenkrämer.
Ein Doppler soll vor Jahren im Zweifelmute aufs Gebürge [Gebirge] gegangen sein, verhoffende, es werde sich Rübezahl gegen ihn freigebig erzeigen: wie es denn auch geschehen, daß er ihme begegnet, ihn einen Kameraden genannt und mit einer Karten begäbet hat. Doch soll der Geist bei solcher Verehrung dieses ausgedungen haben, daß der Doppler alle Blätter wohl aufheben müßte und keines darvon verlieren: sintemal es alsdenn geschehen würde, daß er ein treffliches Aufnehmen und Glück haben sollte. Noch weiter müßte er auch solche Karte nicht einmal wegwerfen, wenn sie gleich alt geworden und abgenützet wäre; sondern sollte Blatt für Blatt nehmen und einzeln beim Tabakschmauchen ans Licht anzünden, verbrennen und die Pfeife damit anstecken. Was geschicht? Der Spieler nimmt allen guten Rat fleißig in Acht und gewinnet anfänglich viel Geld damit: bis sie nach Verlauf der Zeit beschmutzt worden, daß er sich geschämt, ferner damit zu doppeln oder sie einen ehrlichen Menschen für die Nase zu legen. Derentwegen hat er auch den letztern Bericht beobachtet und bei seinen Tabakschmauchen die Pfeifen mit den Blättern angefangen anzuzünden: dabei sich dieses zugetragen, daß aus den Papier allemal viel Tropfen geschmolzenes Gold gefallen, welches er, wie er klüger geworden, in einem Gefäße mit Wasser aufgefangen und beigeleget hat.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 65f
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