134. Rübezahl stellet sich, wie er krank wäre.

Es hat mir der Breslauer Bote erzählet, wie ein Wundarzt des bewußten Ortes gereiset und einen kranken Menschen unterwegens angetroffen hätte, welcher ihn erbärmlicherweise nach Hülfe angeschrien und seine Unpäßlichkeit weinend geklagt gehabt. Hierüber hat sich der Medikus erbarmet, ist zum Patienten hingelaufen und hat ihm etliche mit sich genommene Remedia überreichet, die der krankgestellete Rübezahl auf- und angenommen und zu allen Dank erkannt hat. Damit er aber dem Arzte auch seine Wohlgewogenheit würklich entdeckte, so hat er sich gestellt, als wollte er wohl von Herzen gern für die erzeigete Guttat sich dankbarlich erzeigen, aber es fehle ihm leider das Vermögen; dennoch aber, damit er so viel verehrete, als er hätte, so wollte er ihme hiemit ein gefunden Messer und Gabel geben, so er vor diesem irgendwo auf dem Wege angetroffen. Dieses hat der Medikus zu sich genommen und, damit er ihn nicht verschmähete, freundlich akzeptieret, und davongewandert; bis er endlich zum Wirtshause geraten, da er eingekehret, Essen begehret und in lachendem Mute hierzu sein verehrtes Messer herausgezogen: welches jetzund nicht mehr Stahl und am Handgriffe beinern gewesen, sondern ganz gülden und mit Edelgesteinen besetzt ist angetroffen worden. Sehet, solches culter muß ein cultor medicinae haben, wenn er es mit seinen Patienten machet, daß es zu leiden ist oder solcher vielmehr nichts leiden darf.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 122
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