23. Rübezahl strafet seinen Lästerer.
Man erzählete mir auch, wie einer mit Namen Michael Hehrhold, der noch itzund am Leben ist und zu Bautzen sich aufhält (welcher auch allhier aus Leipzig seine Frau geheiratet hat ec.), vor Jahren mit andern Burschen aus Schmiedeberg auf dem Gebürge gewesen sei, sich droben lustig gemachet und guter Dinge gewesen, teils weils die Compagni [Kameraden] so mit sich gebracht, teils auch, weil das schöne und beständige Wetter nichts anders hat wollen zulassen: drüber obgedachter benannter kurzweiliger Mann so nichtig und verwegen geworden, daß, wie er nunmehr vom Berge ohne Anfechtung herunter gewesen und schier zu Kirsdorf mit den Seinen angelanget, er in diese Worte herausgebrochen: Nun, du Rübezahl, ich habe mein Lebtage viel von dir gehöret, daß du treffliche Possen könnest machen, aber ich habe es noch allbereit von dir nicht erleben können, daß ich auch etwas von dir gesehen hätte; darumb schere dich heraus, du Schelm, du Dieb, du Hundsfutt, und lecke mich hie im Arsche! Drüber er denn seine Hosen vom Fetzer heruntergezogen und den bloßen Hindern zum Berge hinauf geweiset. Aber höre, wie es ihme belohnet wird: kaum hatte er seine Hosen wieder mögen hinaufziehen, da war ein ungeheures Wetter erfolget, mit solchem Donner, Blitzen, Krachen und Platzregen, daß sie nicht anders gedacht haben, es würde der Jüngste Tag kommen; ja, er soll noch Gott mit den übrigen gedanket haben, daß sie dem Ungewitter lebendig entronnen sein und in eine Beherbergung geraten. Das heißet, man soll den Hänger nicht an die Wand malen, er kömmt wohl selber. O, wie vielen hat der Luftfürste also abgegeben, die ihn geäffet haben! Denn niemand ist ungerochen sonderlich davon gekommen, der ihn in seiner Nähe, bei und auf seiner Klause, beschimpfet hat: wie solches häufige Ausgänge gnugsam bezeugen. Doch gnug.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 22
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