16. Rübezahl hat einen Kampf mit dem Meerkönige.
Vor Jahren soll ein schlechter Arbeitsmann über das Riesengebürge gegangen sein: da ihm unterwegens der Rübezahl mit einem Pferde begegnet und drumb angesprochen hat, daß er mitgehen, das Roß halten und ihm eine Weile dienen solle. Was hat der Mann tun können? Er hat mitgemußt, und ist der Rübezahl drauf samt ihme und dem Pferde nach dem einen Teiche hingewandert, welcher unerhört tief soll sein und sich nicht gründen läßt, da er ein stillstehendes pechschwarzes Walser hat. Hiebei hat er (der Rübezahl) jenem Mann sein Pferd zu halten anbefohlen, sprechende: Ihr kalt' mir mein Roß und bleibt so lange stille damit bestehen, bis auf weiter Bescheid. Nämlich ich habe allhier mit dem Wasserkönige, der drinne regieret, einen heftigen Krieg zu führen: Wirstu nun, nachdem ich eine Weile vorher hineingesprungen gewesen, vermerkend, daß etzliche Blutstropfen heraufwärts brudeln, so gedenke, daß die Sache an meiner Seite gut sei und ich die Oberhand erhalten habe; derentwegen bleib du so lange behalten, bis ich sieghaftig hervorkomme. Wirstu aber sehen, daß etliche Blasen aufstoßen, so ist es unklar; da nimm dieses Roß und reit, so viel und weit du immer kannst, es soll dir nichts widerfahren und du sollst das Pferd behalten. Hierauf war der Rübezahl ins Wasser hineingesprungen; jener aber hatte mittlerweile gedacht, ich will es doch ja sehen, wo es hinaus will und was endlich draus werden möchte. Doch hat es sich eine Weil drauf begeben, daß über die See etliche Blutstropfen waren hervorgeschwommen, drauf nach kurzer Weile der Rübezahl selber herausgesprungen, sehr blutig, erboßet und grimmig ausgesehen, sprechende: Nun ist auch endlich dieser Feind überwunden, und bin ich also ein General und vollkömmlicher Herrscher dieses großen Gebürges. Du aber nimm vor deine Aufwartung diese Pferdsäpfel in deinen Kober und gehe damit deines Weges davon. Und indem hilft er den Kober aufmachen, den Pferdemist miteinander hineinschütten und läßt den Narren mit dem Quarge davonschleichen; welcher aber aus Unbesonnenheit eine Weile hernach den Mist hinweggeworfen und als ein nichtiges und schändliches Ding aus seinem Kober herausgestöbert und damit leer nach Hause gespazieret ist: da er aber eigentlicher befunden, wie er solchen seinen Kober zum andernmal visitieret, daß noch viel gediegen Gold hin und wieder an den Seiten behängen blieben: dadurch er nicht allein ist veranlasset worden, dem Rübezahl für die Freigebigkeit zu danken, sondern auch zugleich den Verlust des verschütteten Pferdemistes zu bedauren. Und wiewohl er wieder umgekehret hat, solche jacturam wieder zu erholen, so ist es doch verhauset gewesen, und ist im geringsten zu nichts wiederumb gekommen.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 16f
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