129. Rübezahl verführet etliche Musketierer.
Des weitern soll im dreißigjährigen Kriege ein Werber etliche reisende Bursche angepackt und sie zu Soldaten gemachet haben, damit er über das Gebürge [Gebirge] zu reisen gesonnen; welches aber nicht füglich ohne Wegezeiger und Boten hat geschehen mögen, sintemal er der Straßen nicht kundig gewesen. Und derenthalben hat er sich nach einen Leiter umgetan: darzu sich der Rübezahl hat unwissend gebrauchen lassen, welcher auch drauf eine gute Weil die Soldaten geführet, endlich aber die losen Hudler wacker verführet hat, und zwar also. Nämlich: er ist immer vorne angegangen, bis er endlich sich schleunig in einen großen Baum verwandelt (nachdem er sie schon allbereit auf Irrwege geführet), daran die nachfolgenden Soldaten, butz, butz, mit ihren Köpfen gelaufen und wie dumme Ochsen herumgefallen sein; darauf sie ihrem Leibe kein Rat gewußt, woher sie kommen und wohin sie gedächten. Sie sind auch eine lange Zeit herumgeschweifet, und nachdem sie keinen Menschen ertappen mögen oder auf den richtigen Steig geraten können, da haben die geworbene und mit Zwang zum Soldatenwesen gebrachte Landesknechte aus Desperation einen Anlaß genommen, ihren Werber und Offizier an den Baum zu hängen. Wie solches geschehen, da haben sie gar bald in der Nähe einen Polen ersehen, zu welchen sie gegangen sein, und wiederumb zurechte gekommen.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 119
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