30. Rübezahl ziehet auf wie ein großer Prinz.
Es sollen einsmals etliche geistliche Personen mit Fleiß und denselben Fürsatz auf das Gebürge [Gebirge] gegangen sein, damit sie den Rübezahl sehen möchten; gedachten derenthalben seiner in allen Ehren auf dem Berge. Drauf erbebet sich ein sonderlicher Tumult, weil die Straßen nicht weit oder ferne von seiner Wohnung ist, von vielen Reutern wie Karreten und vielen reisigen Gezeugt, als wie eine ziemliche wohlbestallte Hofstadt hinter sie herkäme, dabei ein Grase oder Fürste wäre. Wie dieser Aufzug immer näher und näher zu diesen Geistlichen kam und ihnen endlich zur Seiten geriet, da haben sie sich gedemütiget und tief niedergebogen, in Meinung, es sei ein großer Potentat. Aber nachdem dieses Gesichte vorbei gewesen, da soll sich ein großes Gelächter angehoben han. Draus die Pfarrherren geschlossen und vermerket, daß sie betrogen gewesen, und dennoch nunmehr recht sagen könnten, daß sie den Rübezahl gesehen. Doch gnug.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 27ff
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