116. Rübezahl verwandelt sich in ein Rad.
In Schlesien soll ein Fuhrmann bei einem Wagner ein Rad bestellet haben, welches er auch, nachdem es fertig gewesen, soll abgeholet haben. Wie er aber unterwegens gewesen, solches Rad, nach Gewohnheit, einzeln fortzurollen, da soll es sich begeben haben, daß er drüber müde geworden, das Rad an einen Baum gelehnet, und sei darbei nieder zur Erden gefallen und entschlafen. Immittelst soll der Berggeist diesen Possen gestiftet haben, daß er das rechte Rad weggenommen und sich in Radsgestalt dafür hingestellet hat. Wie hernach der Fuhrmann aufgewachet und sein Rad weiter fortrollen wollen, so soll es erstlich sich nicht haben wollen lenken lassen; drüber er, auf Fuhrmannsweise, zu fluchen und zu sakramentieren angefangen: drauf das Rad wie der Henker alleine weggelaufen, deme der erschrockne Fuhrmann kaum folgen können, wiewohl er sich im Rennen so stark angegriffen, als er je vermocht hat. Endlich aber soll das Rad allgemählich ein wenig gemacher getan haben und sachter gelaufen sein, also, daß der Kerl es hat ereilen können und auf seine vorige Weise angegriffen hat. Wie er aber ein wenig fürder gekommen, soll das Rad sich niedergeleget, den Kerl über sich hergezogen haben und mit ihm nach seinem Losament geflogen sein, da es verschwunden und den Kutscher allein im Sumpfe gelassen.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 108
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