71. Rübezahl schlaget den Ball.
Es hat mir ein alter Fuhrmann aus Schlesien für wahrhaftig beigebracht, wie vor zehen Jahren sein Sohn nebenst andern Knaben aus Fürwitz auf dieses Gebürgt gegangen wären, in Willens habende, droben ein wenig mit dem Ball zu spielen. Wie sie in den Gedanken fortgehen und nunmehr hinauf gewesen, da treffen sie eine andere Partei eben mit dem Balle spielender Knaben an: diese allbereits im Werk Begriffende rufen den vorigen zu, daß sie mit anstehen sollten und sich unter sie teilen, damit die Versammlung desto größer würde. Hierauf lassen sich die Ankömmlinge belieben und spielen mit, und treiben diese Kurzweil bei drei Stunden lang, da sie Begierde kriegen, wiederumb nach Hause zu eilen. Immittelst sprechen die andern, sie sollen doch noch ein wenig verziehen, sie wollen jetzt umb ein paar Bälle spielen, vielleicht könnten sie solche gewinnen. Was geschicht? Das Spiel gehet wieder an, jene verlieren, und diese bringen die beiden Bälle davon, welche sie zu sich stecken, von den Übrigen und Verbleibenden Abschied nehmen und mit davon nach Hause wandern. Wie solches geschehen, da berühmen sie sich gegen ander Mitschüler, wie sie auf dem Gebürgt gewesen wären und ein paar hübsche Bälle gewonnen hätten: drauf ziehen sie solche heraus und befinden, daß es klar Gold gewesen.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 66
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