12. Rübezahl fährt auf dem Schlitten.
Für gleichsam fünfzehn Jahren ist es geschehen, daß ihrer sechs Personen auf dem Riesengebürge gegangen und auf einem Teiche (welcher zwischen hohen Felsen vom gesammleten Regen- und Schneewasser erfüllet geworden) den Rübezahl lustig mit einer Schleifen herumb fahrend gesehen haben, vom hohen Felsen herunter, da doch der Teich ganz nicht zugefroren und kein Eis darauf vorhanden gewesen ist: welches traun possierlich gnug mag zu sehen gewesen sein. Wiewohl den Leuten darbei nicht gar wohl zu Mute gewesen ist, sintemal sie sich eines Unheils besorget haben; welches aber außen geblieben ist, indem sie nichts von der Sache droben geredet noch des Rübezahls gedacht haben: als nur unterwärts, als sie vom Berge herab gewesen, da es sich befunden, daß sie solches Gespenste nicht sämtlich wahrgenommen hatten. Und also siehet man hieraus unter andern Folgerungen, wie der Rübezahl so trefflich glückselig sein müsse,daß er auch ohne Schnee und Eis übers Wasser aufm Schlitten fahren könne und sich nach Gefallen drauf erlustieren möge, zu welcher Zeit es ihm gelüste. Ach, wie wäre das ein gewünschtes Fressen für die lüsterne Schlittenfahrer, denen in manchem Winter der gefallne Schnee und das gefrorne Eis kaum tüchtig gnug zu der beliebten Lust ist. Da sollte der wundersame Rübezahl gar ofte stattlichen Dank verdienen, wenn er entweder rechtmäßigen Schnee darzu machte oder aufs wenigste den Weg zum Schlittenfahren bequemete. Doch gnug hiervon.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 13f
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