105. Rübezahl hat Schuhe und Stiefel feil.
Auf was für eine Art der böse Feind Anno 1661 bei Zerbst im Sommer seine Kleiderbude aufgeschlagen hat und allerhand Gattungen von jetzigen üppigen Prachten, als weiten Hosen, schlotterten Stiefeln, weiten Zobelmüssen ec., feilgehabt hat, auf solche Art soll auch der Rübezahl auf einen Jahrmarkt Stiefeln und Schuh zu Verkäufen gebracht haben, darzu jedermann flugs Beliebung getragen und bekommen, weil sie auf neue Manier und allmodisch gemacht gewesen. Ja, es haben die hoffärtigen Leute die feilgehabte Sachen schier in einem Hui weggekaufet; teils haben ihre Schuhe und Stiefel flugs angezogen, teils haben sie. versparet zu künftigen Hochzeiten. Aber wie sie die Sache recht besehen, da hat ein jedweder für die Schuhe einen weichen Kuhfladen an; anstatt der Stiefel ist eine Rinde oder Borke von eichenen und andern Bäumen in einem dergleichen Kuhmiste gestackt antroffen worden.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 101
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