22. Rübezahl verschafft einigen Soldaten auf ihr Spotten und Fordern ungestümes Wetter.
Im Jahr 1660 ritten einige Soldaten über das Gebürge. Weil sie nun viel von des Rübezahls Betrieb erzählen gehöret, wie die, so ihn geschimpft und herausgefordert, wären abgewürzt worden, konnten sie gleichwohl ihre Possen nicht lassen, meineten, es wäre an der Sache wenig oder gar nichts. Sobald sie ein gut Teil des Gebürges hinüber mit schönen klaren Wetter zurückegeleget hatten, vermeinten sie, gewonnen zu haben, da es nunmehro bergab gehe, fingen drauf aus Fürwitz an, dem Rübezahl zu spotten, und schrieen: Komm hervor, Rübezahl du Eisenfresser! laß deine schöne Künste auf deinem Gebürge sehen, du Lumpenhund, du Schweinhirt! so du vermagst, tue uns was, hast du Kurage! So unvergleichlich angenehmes Wetter es gewesen, soll sich doch in geschwinder Eil ein groß Ungestüm über sie erhoben haben, mit Platzregen vermenget, daß diese vermessene Landsknechte kaum mit dem Leben davon kommen sind, indem es so stark mit Wassergüssen auf sie losgebrauset hat, daß auch die Pferde bis unter die Bäuche im Morast und Wasser zu gehen kamen und hindurch schwimmen mußten, etliche mitsamt den Pferden stürzten, und kamen mit Kummer und Not wieder zusammen. Diese Schnarcher mußten erfahren, daß kein Rübezahlsspötter ungestraft entronnen: wie man denn solche Bestrafung unzählbar von denen nahe am Gebürge wohnenden Leuten gehöret, daß sie für dergleichen Verhöhnung fast allemal vom Ungewitter sein nachdrücklich geplaget worden.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 21
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