128. Rübezahl wirbet Soldaten.
Es ward mir in diese Leipzigsche Ostermesse Anno 1662 referieret: wie daß Rübezahl im verwichenen teutschen Kriegswesen sich an einem Orte für einen Werber ausgegeben und unterschiedliche Landsknechte bekommen, denen er auch einzeln ein richtiges Geld auf die Hand gegeben, mit drei Pferden versorget und mit ausbündigem Gewehre, dem Scheine nach, ausgemundieret gehabt. Drauf denn endlich der Tag angebrochen, da er mit sie hat fortmarschieren wollen, wie er nunmehr eine begehrte Anzahl besessen. Da reiten sie sämtlich in angestellte Ordnung fort, geraten auf das Gebürge [Gebirge] und werden eine Kompagnie Feinde ansichtig, die der Rübezahl aus den anwesenden Bäumen den verblendeten Augen präsentieret. Hierüber reizet sie der Rübezahl an, daß sie sollen getrost sein, tapfer draufgehen, die Mauseköpfe fällen und mit ihnen die erste Beute davonbringen. Hierüber geben sie den Pferden die Sporen und setzen immer im frischen Mut an ihren vermeinten Feind: siechen, hauen und schießen, daß es dellert; also daß sie vermeinen, wie sie den Feind gänzlich niedergeleget und stattlichen Raub erhalten. Aber wie sie sich recht umsehen, da ist ihr Kommendant (der gewesene Rübezahl) verschwunden; der zermetschte Feind seind lauter Büsche, die sie mit ihrem Prangen und Knütteln zerquetschet; ihre gedachte Pferde, drauf sie gesessen, waren alte Eselsund Ochsenköpfe gewesen, dran die beinerne Gerippe noch gehangen. In solcher Positur hatten sich alle Narren betroffen und einander trefflich selber auslachen müssen, wie sie die Vorstellung inne geworden. Das Beste war gewesen, daß sie unverletzt davongekommen, freiwillig abgedanket worden und einen guten Heldenmut etliche Tage dabei umsonst gehabt.
Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 118
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