Bocher
Eines Tages sollte ein Bauernjunge aus Gleina eine Fuhre Heu von den Unstrutwiesen heraufholen. Das Gespann lenkte des Altbauern Knecht Bocher.
Eine Gewitterfront stand drohend über dem Tale, und beide mußten sich beeilen, wollten sie die Fuhre noch trocken nach Hause bringen. Nach glücklich vollbrachter Arbeit hielten sie am Wege vor der Dorndorfer Schenke, um etwas zu verschnaufen und um sich durch einen kühlen Trunk zu erfrischen. Auch sollten die Pferde versorgt werden, bevor es den steilen Berg hinaufgehen sollte.
Vor der Schenke hielt bereits ein Wagen, der mit zwei Schimmeln bespannt war. Als die beiden in die Schankstube traten, bezahlte der Eigentümer des Schimmelgespanns gerade seine Zeche. Auch er wollte noch vor dem Ausbrechen des Gewitters die Höhe und eine schützende Unterstellmöglichkeit erreichen.
Der Junge nahm seine Erfrischung schnell ein und drängte zur Eile, Bocher jedoch hatte es plötzlich nicht mehr so eilig, Der Junge hatte auch Bedenken, ob bei der Schwüle die Pferde das schwere Fuder Heu den Berg würden hinaufziehen können, aber Bocher war zuversichtlich. Nach einer Weile drängte er zum Aufbruch. Und die beiden Pferde zogen und bewegten sich, als ob sie einen leeren Wagen zögen. Sie holten auf halber Höhe auch das Schimmelgespann ein. Schweißüberströmt zog es seine Ladung. Wohlbehalten kamen der Junge und Bocher samt ihrer Fuhre Heu wieder im Gehöft an. Dem Jungen kam das alles sonderbar vor. Er hatte auch bemerkt, wie Bocher einen Spruch murmelte, als er den Pferden zu saufen gab.
Später stellte sich heraus, daß Bocher mit dem Teufel im Bunde stand und mit dessen Hilfe bewirkt hatte, daß die Pferde ohne großen Kraftaufwand die Fuhre den Berg hinaufzogen.
Aber Bocher starb eines schrecklichen Todes: Der Teufel hatte ihm das
Genick gebrochen, um seine Seele zu bekommen.
Quelle: Sagen und
Legenden aus Nebra (Unstrut), Gesammelt und neu erzählt von Rudolf
Tomaszewski, Nebra 1987