Der Edelacker bei Freyburg
Landgraf Ludwig II., den man später den Beinamen "der Eiserne" gab, war zu Beginn seiner Herrschaft ein gar milder und gütiger Herr, gerecht und nachsichtig gegen jedermann.
Zu Ruhla, in einer Waldschmiede, wurde er "hart geschmiedet". Ludwig nahm sich die Worte des Schmiedes sehr zu Herzen und ward von Stund an streng und ernsthaft in seinem Wesen, sah auch allenthalben selbst nach dem Rechten, milderte den Druck der Edelleute, strafte die Ungerechten und zwang die Widerspenstigen zum Gehorsam. Das wollten nun einige Ritter und Edelleute nicht leiden. So kam es zum Kampfe, Ludwig bezwang sie mit Heeresmacht und führte sie gefangen mit sich in seine Burg bei Freyburg, die Neuenburg. Dort ließ er sie vor sich hintreten, strafte sie zuerst mit harten Worten, dann aber führte er sie vor die Burg zu einem Acker, fand dort auch einen Pflug stehen und spannte die ungehorsamen Edelleute je vier, nur mit dem Hemde bekleidet, vor denselben und ackerte mit ihnen eine Furche wie man ansonsten mit den Pferden tat. Die Diener führten den Pflug, während der Landgraf mit der Geißel auf die vorgespannten Edelleute hieb und sie antrieb, so daß sie sich beugen mußten und oft auf die Erde fielen.
Wenn eine Furche geackert war, spannte er vier andere Edelleute ein, bis das ganze Feld umgepflügt war.
Hierauf führte er sie wieder zur Burg zurück, da mußten sie ihm von neuem huldigen und den Treueid schwören.
Den Acker aber ließ der Landgraf mit weißen Steinen umhegen, zum ewigen Gedächtnis, und er heißt bis auf den heutigen Tag "Der Edelacker".
Aber er gewann unter den Edelleuten viele heimliche Feinde, auch von
deren Kindern und Freunden. Seitdem trug er stets einen eisernen Panzer
unter seiner Kleidung. Darum hieß man ihn den "eisernen Landgrafen".
Quelle: Sagen und
Legenden aus Nebra (Unstrut), Gesammelt und neu erzählt von Rudolf
Tomaszewski, Nebra 1987