Graf Ludwig und die schöne Adelheid
I. Die Frau von der Weißenburg
Einst gab der Gaugraf von Ostthüringen, Graf Mazelin, auf den Tag des heiligen Aegidius, zu Nebra, ein großes Fest.
Viele Gäste lud er dazu ein, darunter den Grafen Ludwig von Thüringen und den Pfalzgrafen von Sachsen, Friedrich III., der zu Weißenburg beim Dorfe Zscheiplitz seine Residenz hatte. Friedrich wurde von seiner Gemahlin Adelheid begleitet, einer Tochter des Markgrafen von Alsleben und Stade, die über alle Maßen schön war.
Auf dem Fest lernten sich Ludwig und Adelheid persönlich kennen. Man war fröhlich und guter Dinge, und nach beendeter Tafel wurde getanzt. Die Gelegenheit ergab sich, daß Ludwig sehr oft mit der schönen Pfalzgräfin zu tanzen kam. Sie tanzten beide vortrefflich und gaben obendrein eine rechte Augenweide ab. Bald fingen beide an, einander Gefallen zu finden und schauten sich immer öfter mit verliebten Augen an. Und je mehr sie sich dem Tanze hingaben, je heftiger entzündete sich das Liebesfeuer in beider Herzen.
Da Ludwig oft in der Nähe der Weißenburg bei seinen Freunden
Dietrich, Ulrich und Reinhart, die dort ihre Rittersitze hatten, weilte,
fanden beide Gelegenheit, sich des öfteren heimlich zu sehen und
zu sprechen. Dadurch wurde der Liebeszunder bei beiden noch mehr entzündet,
und keiner mag glauben, daß beide den Rosenkranz miteinander gebetet
haben.
Quelle: Sagen und
Legenden aus Nebra (Unstrut), Gesammelt und neu erzählt von Rudolf
Tomaszewski, Nebra 1987