Das Herz in der Gruft
Als Levin Friedrich von der Schulenburg nach seiner Rückreise in seinem Hause zu Turin schwerkrank darniederlag und sein baldiges Ende nahen fühlte, beauftragte er den allzeit ihm treu ergebenen Hauptmann von Goldacker, sein Herz in einer silbernen, vergoldeten Kapsel nach seinem geliebten Burgscheidungen zu bringen und in der Gruft der dortigen Kirche die letzte Ruhe finden zu lassen. Er selbst aber möge im Luzerner Tal, nahe der Grenze zwischen Piemont und Frankreich, auf dem Friedhof einer kleinen protestantischen Gemeinde begraben werden.
Levin Friedrich starb und der Hauptmann tat, wie ihm befohlen: das Herz kehrte nach Burgscheidungen zurück. Wenige Getreue erfuhren davon, nur die Sage ging seither um.
Es ergab sich, daß bei Bauarbeiten in jüngerer Zeit das Herz
aufgefunden wurde: in einer silbernen, vergoldeten Kapsel, die mit einer
lateinischen Inschrift versehen war, auf einer Säule unter einem
schmiedeeisernen Gitter als Halbkugel ruhend.
Quelle: Sagen und
Legenden aus Nebra (Unstrut), Gesammelt und neu erzählt von Rudolf
Tomaszewski, Nebra 1987